Unverhältnismäßigkeiten in unserer Gesellschaft
Wir gewöhnen uns daran, dass ein Spitzen-Fußballer für 200 Millionen „verkauft“ werden kann, dass CEO‘s von Gross-Firmen in der Schweiz 12 Millionen „nehmen“ oder gar mehr erhalten. Obwohl sich die Öffentlichkeit darüber empört, scheint dieses Gehabe weiterzugehen. „Verdienen“ heißt in unserer Kultur, dass man für eine geleistete Arbeit angemessen bezahlt wird. Man „dient“ mit seiner Arbeitsleistung seinem Arbeitgeber in der Tradition des Tauschhandels.
Auch als Gastwirt versuche ich mich daran zu halten. Mir wurde sogar beigebracht, den Gästen mehr zu bieten als sie erwarten, damit die Chance steigt, dass sie wiederkommen. Damit kann ich gut übereinstimmen. Das hat Kultur. Ich behaupte jetzt mal, dass sich das ländliche Gewerbe an den Austausch-Gedanken hält. Wenn ich aber dem letzten K-Tipp glauben will, sollen 10 Karosserie-Spenglereien die gleiche Offerten-Anfrage mit einer Streuung von 2500 bis 7500 Franken beantworteten haben. Der Kritik an dieser Differenz liegt bestimmt der Austausch-Gedanke zu Grunde. Die Stunden-Ansätze von Anwälten, Beratern oder, wie oben beschrieben, von eingesetzten Beamten, laufen schon länger aus dem Ruder, weil sie sich vom Austausch-Prinzip verabschiedet haben. Sie werden bezahlt, egal was sie bewirkt haben.
Finanziell lässt sich das bestimmt rechtfertigen, moralisch aber nicht. Diese Form der Wertschöpfung dient nicht der großen Masse, die mit ihrer „traditionell eingestuften“ Arbeitsleistung dazu keinen Zugang hat. Das Streben nach Gewinn-Optimierung, nach noch mehr Renditen, hat klare Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Die Digitalisierung vermag immer mehr den Menschen zu ersetzen. Kleine Betriebe und Detailgeschäfte sind am Verschwinden. Wie gehe ich mit diese Einsichten über die materielle Welt um?
Trotz dieser Entwicklungen geht es mir und meiner Familie gut. Ich übe eine Tätigkeit aus, die ich gerne mache, die mich erfüllt und ich mehrheitlich bestimmen kann. Ich fühle mich in der Lage das Leben zu wählen, das mir eigentlich vorschwebt. Ich versuche dabei meine Integrität zu wahren, wachsam zu bleiben und mit der Genossenschaft den Adler für die Zukunft überlebensfähig zu erhalten.