Wo bleibt die Sozialkompetenz in unserer Gesellschaft ?
„Auf keinen grünen Zweig kommen“ vermittelt die Idee, dass man sich nicht genügend (finanzielle) Lebensgrundlagen schaffen kann. Metaphern dazu sind „im Hamsterrad laufen“ oder die „Sisyphusarbeit“. Wir kennen das von Betätigungen, die zu wenig „zielführend“ sind, gut „Neudeutsch“ ausgedrückt. „Grüner Zweig“ soll im Volksglauben von Fruchtbarkeit herkommen. Mag sein. Bei diesem Ausdruck hatte ich sofort eine Assoziation mit der Taube, die mit einem grünen Zweig zur Arche Noah zurückgeflogen kommt. Falsch! Das ist die Friedenstaube. Taube ist richtig, aber die kommt in der biblischen Geschichte mit einem Olivenblatt zurückgeflogen. Sei‘s drum. In der Gegenwart bemühen sich moderne Eltern, dass ihre Kinder eine Ausbildung erhalten, womit sie im Erwerbsleben „auf einen grünen Zweig kommen“. Das ist legitim und verständlich. Aber wohin führt das?
Von einem gesellschaftspolitischen Gesichtspunkt aus fördert dieser Umstand eine Konzentration auf Berufe, die für ein gutes Einkommen stehen. In der Realität zeigt sich dann, dass unser Land in bestimmten Bereichen nicht mehr in der Lage ist, genügend Nachwuchs aus den eigenen Reihen auszubilden. Das kann einem Land nicht einerlei sein und dies stimmt mich nachdenklich. Ich will hier nicht politisch werden. Dieses Thema ist sicher auf der Agenda des Bundesrates. Zurück zu „auf einen grünen Zweig kommen“. An diesem Motto ist an sich nichts auszusetzen. Ich denke aber, dass
es zu einseitig gelebt wird. Der Fokus liegt zu sehr auf seinem materiellen Nutzen. Jemand der gut verdient, hat vieles richtig gemacht. Diese Kurz-Analyse stimmt zwar, aber sie umfasst nicht das Leben als Ganzes, da fehlt etwas.
Darum: Sollte bei „auf einen grünen Zweig kommen“ die Betonung nicht auch auf der sozialen Kompetenz liegen? Welche Werte sollten mich dabei leiten? Wie halte ich sie aufrecht? Wie löse ich Konflikte im Betrieb, in der Familie oder im Freundeskreis? Was nützen uns toll ausgebildete Fachpersonen, die „Fachidioten“ im persönlichen Bereich sind? Die Sozialkompetenz wäre für mich eine wünschenswerte Erweiterung des Strebens „nach dem grünen Zweig“. Diesem eher spirituellen Ansatz, dürfte meiner Auffassung nach viel mehr Beachtung geschenkt und, in unserer Kultur, als zumindest gleichberechtigt in Erwägung gezogen werden-